Veranstaltung: | Wahlprogramm 2021 |
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Antragsteller*in: | Regionsverband Hannover (dort beschlossen am: 19.05.2021) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.05.2021, 10:06 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Mobilität - Modifizierte Übernahme Regionsvorstand
Text
Unterwegs sein macht Spaß
Wir wollen Mobilitätsparadiese für alle. Dafür müssen die Blickwinkel von
Frauen, Kindern und Jugendlichen, älteren Leuten oder Menschen mit
Beeinträchtigungen jetzt als selbstverständliche Komponente in die
Mobilitätspolitik der Region einbezogen werden. Wir setzen den Fokus auf alles,
was eine lebenswerte Gemeinde- und Stadtplanung ausmacht: Es geht um sichere und
kurze Wege, Bewegungs- oder Begegnungsräume, einen bezahlbaren, barrierefreien,
vollständig barrierefreien undflächendeckenden ÖPNV mit attraktiver Taktung
sowie ein flächendeckendes und sicheres Radwegenetz. Gehwege, auf denen ein
Rollstuhl und ein Kinderwagen nebeneinander großräumig Platz haben.
Der öffentliche Verkehr soll stärker auf individuelle Mobilitätsbedürfnisse
angepasst werden. Busse im Umland der Region Hannover fahren nach Fahrplan oder
nach Bedarf. Die Fahrgäste buchen ihre Fahrt per App oder Telefon. Wir wollen
zusätzlich digital mobil in Bus und Bahn unterwegs sein. Immer mehr Menschen
planen ihre täglichen Wege abhängig von Ziel, Wetter, Verkehrslage und
Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln mit einer App auf dem Smartphone. Ein
digitaler Zugang erleichtert die flexible und einfache Nutzung dieser Apps und
schafft für manchen Menschen auch die Möglichkeit, lange Fahrtwege bereits als
Arbeitszeit zu nutzen. Weiterhin wird damit die Kombination verschiedener
Mobilitätsangebote ermöglicht.
Mobilitätsparadiese für alle erreichen wir mit einer Verkehrspolitik, die
konsequent auf Menschen und deren individuellen Mobilitätsbedürfnisse
ausgerichtet ist. Hier rücken wir insbesondere die bisher ungeschützten
Verkehrsteilnehmer*innen in den Mittelpunkt. Ihren Schutz schaffen wir mit einem
Verkehrssystem, das menschliche Fehler berücksichtigt und ausgleicht. Die Region
hat mit ihrem Handlungskonzept Verkehrssicherheit bereits ein gutes Programm
aufgelegt. Jeder Unfall ist ein zu hoher Preis. Allerdings können 40 Prozent
weniger Verkehrstote bis 2035 nur ein erster Schritt sein. Das Ziel muss 0
Verkehrstote sein, also 'Vision Zero'.
Dafür setzen wir GRÜNE uns ein:
die Mobilität durch intelligente und bedarfsorientierte Digitalisierung
verbessern.
ein Alltags- und Radschnellwege-Netz in der ganzen Region entwickeln und
ausbauen.
eine Stelle für Gender-Planning1 im Mobilitätsmanagement der Region
Hannover einrichten.
eine leicht nutzbare und integrierte Kund*innen-App, die
Echtzeitinformationen, Anschlussgarantie, mobile Bezahlfunktion und
Wegeketten bietet. Sie ist vernetzt mit weiteren, privaten
Mobilitätsangeboten (Bike- und Car-Sharing) und ermöglicht eine
integrierte Abrechnung und Bezahlung verschiedener Mobilitätsdienste. Nach
einem Monat mobil: es wird am Ende des Monats das günstigste Angebot für
die Kundin und den Kunden abgerechnet.
eine ergänzende bedarfsorientierte und barrierefreie öffentliche Mobilität
im Umland (sprinti) bereitstellen.
die Sperrzeiten für die Mitnahme von Fahrrädern in Bus und Bahn aufheben.
mindestens drei Radschnellwege in der Region Hannover ausgebaut und
mindestens drei weitere Radschnellwege in die Planung mitaufgenommen .
- ein regionsweites Fahrrad Verleih-System schaffen, das im Ticketing der
GVH integriert ist.
- beim Ausbau des ÖPNV werden Seilbahnen in die Planung miteinbezogen und
geprüft.
Kommentare
Karsten Bettin:
Ich beschäftige mich hauptberuflich mit nachhaltiger Mobilität.
Meine kurzen Kommentare:
Das Bundesverfassungsgericht hat doch gerade klargemacht: Die nächsten 10 Jahre sind entscheidend.
In der folgenden Legislaturperiode muss wirklich alles auf den Kopf gestellt werden. Wo sind da die grünen Ambitionen?
Mir scheint, die Region macht heute schon mehr als in diesem Programm steht.
Und der wichtigste Punkt fehlt im Programm: Vermeidung von Langstreckenverkehr im MIV-Bereich. Kommt im Programm gar nicht vor.
Ich kann jeden Tag 5 km zur Arbeit mit dem Fahrrad fahren. Dabei spare ich 40 km CO2-Emissionen pro Woche.
Wenn ich am Wochenende dann mit dem Auto in den Harz fahre, erzeuge ich 200 km CO2-Emissionen.
Deshalb muss die Region attraktiver werden, damit die Leute da bleiben und nicht weg wollen. Nicht in den Wochenendurlaub und nicht in den Langstreckenurlaub.
Das ist eine der wichtigsten Aufgaben: Mache die Region so attraktiv, damit die Leute da bleiben und nicht wegfahren. Binde sie in Vereins- und Nachbarschaftskultur usw.
Und wenn sie fahren, sollen Sie mit Bahn, ÖPNV und Rad fahren. Dafür müssen ambitionierte Ziel in das Programm, z. B.: Erreichung eines ÖPNV- und Radverkehrsanteils von zusammen 70% in der Legislaturperiode.
Dafür muss dann das Radwegenetz massiv ausgebaut werden und zwar nach holländischem Standard und sofort. Die Holländer zeigen, wie das geht.
Das muss in der gesamten Region umgesetzt werden und daher muss auch ins Programm: Ausbau des gesamten Radwegenetzes nach holländischen Standards in der Legislaturperiode.
In dieses Projekt kann in der nächsten Legislaturperiode nicht genug Geld fließen und es muss schnellstens umgesetzt werden, damit die Menschen ihr Mobilitäts-Verhalten auch umstellen.
Wenn hohe Ziele erreicht werden sollen, muss ja die Anpassungsträgheit der Menschen berücksichtigt werden. In der folgenden Legislaturperiode muss deswegen alles umgesetzt werden und es kann nicht auf später warten.
Der ÖPNV kann nur attraktiv sein, wenn er genauso schnell ist wie das Auto. Nur dann ändern die Menschen ihr Verhalten. Attraktiver ÖPNV funktioniert daher nur in der Kombination Rad-Schiene-Rad.
Die Schiene ist als einziges Verkehrsmittel schneller als das Auto. Aber schwer erreichbar. Die Stationsabstände müssen groß sind, damit die Durchschnittsgeschwindigkeit hoch ist.
Deswegen wird das Rad gebraucht, um Stationen schnell zu erreichen. Das Rad vergrößert den Erreichbarkeitsradius der Schiene und ermöglicht eine Flächenabdeckung des ÖPNV.
Deswegen müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Kombi Rad-Schiene-Rad attraktiver zu machen:
Abstellanlagen für Fahrräder, Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder, Förderung von Falträdern usw. Die regionsgeführte üstra und die GVH-gesteuerte S-Bahn müssen da massiv unterstützen und investieren.